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Kritk der deutschen Übersetzung von Sylvia Plaths Gedichtband "Three Women".

Frankfurter Verlagsanstalt 1991. Übersetzerin Friederike Roth

 

Berlin 10.9.96

Sehr geehrte Frau Roth,

als Bewunderer des Gedichtbandes "Three Women" von Sylvia Plath, der von Ihnen für die Frankfurter Verlagsanstalt übersetzt wurde, möchte ich mir erlauben, einige Anmerkungen zu Ihrer Übersetzung zu machen.

An Ihrer Übersetzung ist mir insgesamt aufgefallen, dass Sie ausgerechnet bei schwierigen Passagen oft sehr elegante Lösungen gefunden haben, die mir gelegentlich auch das Verstehen des Textes erleichtert haben:

Seite 45: Kann eine solche Unschuld... bis ... Ach lasst es mich sein! [An dieser Passage insbesondere "die Einsatzfähigen Schrecken".]

Seite 47: ...Man hat mich in die Nützlichkeit gejagt...

Seite 59: ...Klaffend vor Leid ohne Ende... bis ... Gezeitenwechsel. [Hier besonders "Hilflos bin ich wie die See im Gezeitenwechsel".]

Seite 107: ...Wie schön das Licht all dies umschließt...

Seite 17: ...Als Kind schon habe ich einen verfluchten Namen geliebt...[Wobei mir hier der Ausdruck "lichen-bitten name" des Originals ein Rätsel bleibt, über das ich mich freuen könnte, wenn sie es für mich lösen würden.]

An anderen Stellen fand ich Ihre Übersetzung unnötig frei oder bedenklich. Besonders deshalb, weil Sylvia Plaths Lyrik, in diesem Gedicht, trotz aller Metaphorik immer eine Nüchternheit bewahrt, die den Text so fesselnd macht. Die Metaphern können oft recht gut "analog" ins Deutsche übersetzt werden, weil Reim und Rythmus nur eine untergeordnete Rolle spielen, und weil die von Sylvia Plath gewählten englischen Worte mit ihrem metaphorischen Gehalt in einem ähnlichen Verhältnis zum "Alltagsenglisch" stehen, wie die analogen deutschen Begriffe zum "Alltagsdeutsch". Ihre Übersetzung neigt an solchen Stellen desöfteren zum Interpretieren , was dem deutschen Leser die Metapher gewissermaßen vorenthält:

In Ihrer Übersetzung heisst es:

Seite 35:

Ich bin schwerfällig und düster. Ich bin geboren um zerstört zu werden...

statt: Ich bin träge und braun. (Ich bin) eine Saat vor dem Aufbrechen.

[Natürlich ist auch diese Übersetzung, was die Assoziationen betrifft, die im Deutschen an solche Wörter wie "träge" "braun" "Saat" und "aufbrechen" gebunden sind, nicht vollkommen "analog" zu den englischen oder amerikanischen Assoziationen, doch werden sie meiner Meinung nach der knappen Bildlichkeit des Originals eher gerecht. Bei "dumb" (stumm; dumm) haben wir wohl keine andere Wahl als uns mit dem Kompromiss "schwerfällig" oder "träge" zu begnügen. Aber das englische "brown" wird mit dem deutschen "düster" schon entschlüsselt und verliert damit nicht nur seine Farbe, sondern auch seinen möglichen Bezug zu "seed" (Samen;Saat) dessen Metaphorik sie ebenfalls entschlüsseln, sodass dieser Bezug in Ihrer Übersetzung gar nicht mehr nachvollzogen werden kann.]

Desweiteren noch eine kleine Auswahl anderer bedenklicher Stellen, auf die ich sie, unter ähnlichen Gesichtspunkten hinweisen möchte, ohne ins Detail zu gehen:

Seite 31:

"Lass uns die Plattheit rein und platt erhalten, frei von den armen Seelen."

statt: "Lass uns die Grobheit von diesen Seelen hobeln und waschen."

Seite 69:

Was oder wer belastet uns mit diesen Seelen voller Unschuld?

statt: Was ist das und schleudert diese unschuldigen Seelen nach uns?

Sie fangen langsam an, die Unterschiede wahrzunehmen.

statt: Sie fangen an sich an ihre Unterschiede zu erinnern. oder: Sie fangen an sich auf ihre Unterschiede zu besinnen.

Seite 73:

Kann eine Nichtigkeit so verschwenderisch sein?

statt: Kann das Nichts so verschwenderisch sein?

Seite 81:

Nun schauen sie auf einen weißen Lakenwinter, auf weißen Gesichtern.

statt: Nun steht ihnen ein Winter weißer Laken, weißer Gesichter bevor.

Seite 89:

...Dringen in mich ein, unentrinnbar.

statt: ...plätschern an meinen Rücken, unentrinnbar.

 

Seite 107:

Eine Zärtlichkeit, die gar nicht schlief, sich bloß verbarg.

statt: Eine Zärtlichkeit, die nicht ermüdete, etwas Heilendes.

 

Seite109:

Ich warte voll Schmerz. Ich denke, ich selbst hab mich verborgen.

statt: Ich warte voll Schmerz. Ich glaube meine Heilung hat (schon) begonnen.

Am dringendsten möchte ich sie auf Stellen hinweisen die für eine Neuausgabe dieses Bandes, nach meinem Ermessen, unbedingt berichtigt werden müssten. Hierbei handelt es sich um Übersetzungen, die den Sinn verfälschen oder ganz falsch wiedergeben.

In Ihrer Übersetzung heißt es:

Seite 23:

Hatte nichts vorzuweisen.

statt: Ich hatte keine Ehrfurcht.

["Vorzuweisen" würde noch eher in einem Zusammenhang zu "reference" stehen. Also im Sinne eines Zeugnisses oder einer Referenz.]

 

Seite 31:

Das sind die Männer, die ich meine:

statt: Es sind diese Männer, die ich ablehne: oder: Gegen diese Männer hab ich was:

 

Seite 55:

Ich hab noch nie etwas so klar gesehen.

statt: Ich hab noch nie etwas so Klares gesehen.

 

Seite 59:

Ich fühle, es ergreift mich, kalt und so fremd als wär ich ein Werkzeug.

statt: Ich spüre ihn [den Mondstrahl] in mich eindringen, kalt, fremd, wie ein Werkzeug.

Ich bin unruhig. Unruhig und nutzlos. Auch ich schaffe Leben.

statt: Ich bin unruhig. Unruhig und nutzlos. Auch ich schaffe Leichen.

 

Seite71: Sie sind in Wahrheit Mönche und Nonnen in dazu passenden Hüllen.

statt: Sie sind die wirklichen Mönche und Nonnen in ihren identischen Gewändern.

 

Seite 79: Möglicherweise bin ich genauso verschwenderisch mit meinen Mängeln.

statt: Möge ich genauso verschwenderisch in meinen Mängeln sein.

 

Seite 87:

Sie läuft der Wirklichkeit davon.

statt: Sie gibt der Wirklichkeit nach.

 

Seite93:

Mein schwarzes Kleid erinnert an Beerdigung: Man sieht: ich bin nicht fröhlich.

statt: Mein schwarzes Kleid ist eine kleine Beerdigung: Es zeigt dass ich es ernst meine.

 

Seite 109: Und so sind wir zu Hause nun zusammen, seit Stunden.

statt: Und so sind wir zu Hause nun zusammen, nach Feierabend.

 

Im Übrigen wären noch folgende Dinge anzumerken: "Starfish" sind Seesterne und "swifts" Mauersegler. Darüberhinaus sind auf zwei oder drei Seiten ganze oder halbe Zeilen nicht übersetzt, was wohl eher Editionsfehler sind. Ich würde mich freuen, in nächster Zeit einmal meine oben gemachten Anmerkungen mit Ihnen schriftlich oder telefonisch zu erörtern und Sie und den Verlag zu einer Überarbeitung der bisherigen Ausgabe ermuntern zu können.

 

Mit freundlichen Grüßen

Frank Mankyboddle

 
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